Pantaleonsberg

Der Pantaleonsberg in Kranzberg und seine Geschichte

Vom Süden kommend führt die Ortsverbindungsstraße FS 33 direkt auf Kranzberg zu.

Schon von weitem ist am Ortseingang ein ebenmäßig runder Berg mit steil abfallenden Flanken zu erkennen. Er tritt aus der Randzone der tertiären Hügelkette, gegen Westen zur nahen Amper hin, hervor und überragt die Talsohle um etwa vierzig Meter.

Blick auf den Pantaleonsberg

Es handelt sich um den ehemaligen Schlossberg, der jetzt im Ortskataster die Bezeichnung Pantaleonsberg führt. Sein Name leitet sich von der dortigen gleichnamigen Kapelle ab, die
dem heiligen Pantaleon schon seit Jahrhunderten gewidmet ist.

An dieser Stelle stand im Mittelalter bis zur frühen Neuzeit ein stattliches Schloss, in dem bereits eine erste Pantaleonskapelle integriert war. Aus der Ortsgeschichte wissen wir, dass der ehemalige herzogliche Hof seit 1200 dem Ministerialengeschlecht der Chranichsberger als Wohnsitz diente. Auch ein Bauernhof, der heutige Sellbaur (Neumair), an der Pantaleonstraße zählte damals zum herzoglichen Eigentum der Wittelsbacher.

Kopie Gemaelde Schloss Chranichsberg

Die Schlossgebäude sind im Jahre 1632, im Dreißigjährigen Krieg, in einer zerstörerischen Aktion von fünfzig schwedischen Reitern in Schutt und Asche gelegt worden. Obertägig ist von dieser einstigen großen Anlage nichts mehr zu erkennen, da die Mauerreste abgetragen wurden. Mit Fuhrwerken transportierten die zum Gericht Kranzberg gehörenden Bauern in der Zeit vom 12.7. bis 18.9.1660 eine Menge von 459 035 Ziegelsteinen nach München zum Bau des Marstallgebäudes.

Vermutlich ebnete man damals, zumindest teilweise, die Oberfläche des Schlossberges mit dem zurückgebliebenen Abbruch- und Brandschutt ein.

1701 fertigte Michael Wening einen Stich an, der als einzige Bebauung auf dem Pantaleons-berg eine Kapelle zeigt, die aus der Zeit um 1666 urkundlich belegt ist. Auf Drängen des Bayerischen Staates musste die Kapelle 1807 abgerissen werden. Die verbliebenen Ziegelsteine dienten zum ersten Schulhausbau am Kirchberg.

Stich von Wening – Kapelle

Heute erstreckt sich auf dieser etwa 2500 Quadratmeter großen Bergkuppe ein langgezoge-
ner Gebäudekomplex aus dem Jahre 1938, der durch einen überdachten Gang mit einem in derselben Zeit erstellten Pavillon verbunden ist. Dieses in der Süd-Ost-Ecke platzierte kleine Gebäude wurde ab 2002 zur Pantaleonskapelle umgebaut.

Von hier oben zeigt sich das Ampertal von seiner schönsten Seite. Mit der landwirtschaftlich geprägten Flur, den tertiären Hügeln, der Amper und den Moos- und Altwasserbereichen liegt uns das gesamte Spektrum einer ländlichen Kulturlandschaft vor.

Blick v. Pantaleonsberg gg. Sueden

Die geologische und topografische Lage des Pantaleonsberges war zu allen Zeiten für eine Ansiedlung bevorzugt. Siedler aus unterschiedlichen geschichtlichen Epochen haben hier bereits ihre Spuren hinterlassen. Auf diesem markanten Geländepunkt darf man auch eine vorgeschichtliche Besiedlung erwarten. Ob diese jedoch jemals flächig vorlag, kann ohne weitere archäologische Untersuchungen nicht beurteilt werden.

Mit besonderem Engagement begannen 2002 ehrenamtlich arbeitende Kranzberger Bürger mit den Renovierungsarbeiten an der Pantaleonskapelle.

Überraschenderweise stieß man im Außenbereich in Tiefen von zwanzig, fünfzig und sechzig Zentimetern auf menschliche Skelette. Die dreifache Übereinanderschichtung der Verstorbenen in geringer Tiefe, lässt die Annahme zu, dass hier nur eine notdürftige Beisetzung stattgefunden hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Bewohner des Schlosses, die beim Schlossbrand ums Leben gekommen sind. Ein Individuum verblüffte mit einer für diese Zeit ungewöhnlichen Körpergröße von nahezu zwei Metern. Einer Überlieferung zufolge sind 1632 neunundzwanzig Personen gestorben.

Bei der Ausbaggerung eines ein Meter tiefen und 70 cm breiten Kanalisationsgrabens im Norden des Pantaleonsberges wurden erneut Skelette von Erwachsenen und einem Kind angeschnitten. Dieser Baggerschnitt verläuft in 2.50 Meter Abstand parallel zum Wehrgang und dem nördlichen Gebäudeabschnitt. Das Gelände fällt stark ab und zeigt eine Hangneigung von ca. zwei Metern.

Auf Höhe des Wehrganges lagerte in 30 cm Tiefe das Kinderskelett. Parallel dazu befand sich in 0.95 Meter Tiefe ein Schädel und Röhrenknochen. Anschließend folgte auf fünf Metern Länge eine knapp ein Meter tiefe Auffüllzone mit Abbruchschutt.

Ein Schädel befand sich in nur 10 cm Tiefe im unteren Hangabschnitt. Weiteres Knochen-

material konnte aus dem Aushub geborgen werden.

Ein Zeitzeuge berichtet, daß bereits 1938, beim Bau des jetzigen Pantaleonsgebäudes in diesem Bereich zahlreiche Knochen zutage kamen. Sie sind  damals im Friedhof von Kranzberg nachbestattet worden. Vermutlich befand sich hier im Norden der Schlossfriedhof.

Der Innenraum der etwa dreißig Quadratmeter großen Pantaleonskapelle war ursprünglich nur mit Bodenplatten ausgelegt. Zum Betonieren eines neuen Fußbodens musste der Humus 30 cm tief abgetragen werden. In diesem humosen Abraum lagerten mittelalterliche Keramikscherben, Glas, Eisenteile, menschliche Knochen und Knochen von Haustieren und Wild.

Da sich im Fundgut auch Scherben aus der Vorgeschichte befanden, erhoffte man im Untergrund des ebenfalls renovierungsbedürftigen Hauptgebäudes weitere aussagekräftige Funde und Befunde.

Im Jahre 2005 stand nunmehr die Renovierung des ungenutzt stehenden Pantaleonsgebäudes an.

Als im September 2005 in einem nicht unterkellerten Raum im Ost-West ausgerichteten, langgezogenen Gebäudetrakt der Betonfußboden einschließlich des Erdreiches bis in eine Tiefe von vierzig Zentimetern abgesenkt werden musste, zeigte das erste Planum eine äußerst gestörte Oberfläche, bestehend aus Bauschutt, Humus, Sand, Steinen, Holzkohle, Hüttenlehm, Knochen und Glas. Keramikscherben aus der Vorgeschichte, dem Mittelalter und der Neuzeit sind flächig verteilt vorgefunden worden.

Mit Blick auf die besondere geschichtliche Bedeutung Kranzbergs legte man im Innern des Gebäudes, in Nord-Süd-Ausrichtung einen Sondageschnitt, um eventuelle Befunde und die Mächtigkeit der Verfüllung ermitteln zu können.

Die Länge dieses Schnittes betrug vier Meter und die Tiefe 2,20 Meter. Es zeigten sich unterschiedliche Auffüllzonen, die eine mit überwiegend Bauschutt, Dachziegeln und größeren und kleineren Ziegelbruchstücken, die andere mit bröseligem Kalkmörtel und Kalkanteilen. Vorgeschichtliche Scherben konzentrierten sich in sekundärer Lagerung zumeist in der oberen Hälfte des Schnittes, während sich die übrigen Funde im Schutt der gesamten Profilfläche verteilten. Dunklere Brandschutteinträge mit Holzkohlestückchen und Ziegelteilchen zogen sich zonenweise quer durch den Suchschnitt.

Besonders im südlichen Bereich des Sondageschnittes lagerte in 1,50 bis 2,10 Meter Tiefe eine größere Brandschuttverfüllung, vermischt mit mittelalterlichen Gefäßfragmenten und Knochen. Randlich, zur südlichen Außenmauer hin, war das Schluffmaterial auf einer Länge von 1,10 Meter und einer Tiefe von 2,20 Meter nahezu ungestört. Mauerreste oder Kellergewölbe des ehemaligen Schlosses wurden hier nicht erfasst.

Funde:

Entspricht man den Funden des Pantaleonsberges, so beginnt seine Vorgeschichte mit der mittleren Bronzezeit und der Urnenfelderzeit (1600-750 v.Chr.). Damit kann ein weiteres Kapitel der Geschichte von Kranzberg greifbar gemacht werden. Scherben mit typischen Keramik- und Mustermerkmalen, wie sie auch am Wall in Bernstorf und am Freisinger Domberg zu finden sind, bestätigen diese Epochen. Das Fundgut beinhaltet grob gemagerte Scherben, Feinkeramik mit punkt- und strichgefüllten Dreiecken, dickwandige Scherben

von Vorratsgefäßen mit und ohne Schlickrauhung, Druckmuldenleisten und Knubben. Auch Rillenleisten und Leitermuster zeigen die handwerkliche Tradition der damaligen Töpfer.

Vorgeschichtliche Keramikfragmente ohne besondere Merkmale sowie ein Knebel aus Rothirschgeweih können wegen der fehlenden Befunde zeitlich nicht eindeutig eingegrenzt werden.

Mehrere Hügelgräbergruppen aus der Bronzezeit und der Hallstattzeit im Miltacher Holz, in Wippenhausen, in der Bärnau und im Kranzberger Forst weisen die nähere Umgebung als ehemaligen Siedlungsraum aus.

Handgetöpferte, schwarze Feinkeramik der Hallstatt-Latènezeit (750-400 v.Chr.), rot bemalt und graphitiert, lässt uns die ehemalige Farbigkeit der Gefäße erahnen. Zwei  Scherben mit kleinem, flächigen Kreisaugenmuster datieren ebenfalls in diese geschichtliche Epoche. Ähnliche Keramik fand sich ganz in der Nähe auf der Anhöhe von Höchenberg.

Hallstattzeitliche Keramik

Das Fundgut beinhaltet auch eine Verhüttungsschlacke, die mit Schlackenfunden der Umgebung identisch ist. Bereits 1994 untersuchte Dr. Helmut Becker einen Verhüttungsplatz in Hetzenhausen. Diese magnetische Prospektion erbrachte den Nachweis, daß es sich um eine späthallstatt-frühlatènezeitliche Eisenverhüttung, ca. 400 v.Chr., handelt.

Die am Pantaleonsberg gefundene Schlacke ist vermutlich in dieselbe Zeit zu datieren, da sie, rein optisch gesehen, an Form, Farbe und Zusammensetzung dasselbe Schmelzgut aufweist.

Angesichts der großen Burganlage kamen erstaunlicherweise kaum Metallfunde zum Vorschein. Weder Küchengeräte, Werkzeuge, Arbeitsgeräte oder Beschläge wurden entdeckt. Zwei kleine Bronzebleche, eine Bleiplombe, ein Fragment einer Bleiverglasung, ein zierliches mittelalterliches Hufeisen, Nägel, Klammern und sonstige Kleinteile aus Eisen sind die bescheidene Ausbeute.

Zahlenmäßig stellen die mittelalterlichen und neuzeitlichen Tonscherben die größte Fundgattung dar. Da es sich zweifelsfrei um die Keramik des Schlosshaushaltes handelt, kann die Altersbestimmung zeitlich eingegrenzt werden. Urkundlich belegt ist eine über vierhundert-jährige Schlossgeschichte (von 1200 bis 1632). Anhand der Gefäßformen, des Dekors und der unterschiedlichen Glasuren sind zusätzliche Anhaltspunkte zur Zuordnung in die Jahrhunderte gegeben. Nach der Vielfalt der Scherben zu urteilen, muss ein überaus großer Bestand an Gebrauchskeramik vorhanden gewesen sein. Die Gefäße liegen überwiegend großteilig zerscherbt vor, sind jedoch selten zu vervollständigen. Aufgrund der mehrfachen Umlagerung bei Erdarbeiten sind die Scherben vermutlich in alle Himmelsrichtungen verstreut wieder in den Boden gelangt.

Bei dieser zahlreich gefundenen mittelalterlichen Keramik handelt es sich überwiegend um so genannte Schwarzware, die auf der Drehscheibe hergestellt ist und die die ältesten  Gefäßfragmente beinhaltet. Sie ist reduzierend (unter Luftabschluss) gebrannt und zählt zum alltäglichen Haushaltsgeschirr. Vereinzelt zeigen sich Gebrauchsspuren wie Anhaftungen von eingebrannten Speiseresten und Ruß.

Das Fundensemble der Irdenware umfasst Scherben von großen und kleinen Krügen und Töpfen mit und ohne Henkel, Milchschüsseln und Deckeln. Darunter ist ein Fragment eines reduzierend gebrannten Talg- oder Öllämpchens. Es weist randlich eine schwach ausgeprägte Mulde für den Docht auf.

Die Gefäße unterlagen vielfachen Veränderungen im Material als auch in der Verarbeitung innerhalb weniger Jahrhunderte.

Wulstränder, Leistenränder, Karniesränder, Krempränder und Kragenränder lassen deshalb eine etwaige Datierung zu. Der Aufbau der Keramik und die Verzierungen wie Rillenleisten, Wellenlinien, Einglättdekor in Form von Rautenmuster, Kreuzen am Innenboden, aber auch schräg und horizontal verlaufenden Bändern, sowie ein kreuzförmiges Durchbruchmuster an einem Deckel zeigen einerseits den Zweck ihrer Nutzung und andererseits das Bemühen der grau-schwarzen Einheitskeramik ein gefälliges Aussehen zu geben.

Über die Essgewohnheiten der damaligen Schlossbewohner kann man nur Vermutungen anstellen. Für die Ernährung der mittelalterlichen Bevölkerung war Getreide ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Der Anbau erfolgte überwiegend in der 3 Felderwirtschaft –Sommergetreide, Wintergetreide und Brache. Roggen, Gerste, Dinkel, Hirse, Hafer und Weizen dürften die gängigsten Getreidearten gewesen sein. Abwechslung boten Obst, Wildfrüchte und Nüsse. Vereinzelt wurde Flachs bzw. Lein angebaut. Die Flachsfasern fanden zum Weben von Leinen Verwendung und der Leinsamen war als Öllieferant geschätzt.

Der Nahrungsbedarf, besonders an tierischen Erzeugnissen konnte überwiegend nur durch die Haustiere gedeckt werden. Eine relativ große Anzahl an Knochen von Schaf, Ziege, Schwein, Rind, Geflügel und Wild bestätigen diese Annahme. Eine wissenschaftliche Auswertung ist noch in Bearbeitung.

Fische und Krebse aus der nahen Amper und den Altwassern hatten sicherlich ihren Platz im Speiseplan. Wirbel, Gräten oder Krebsschalen konnten allerdings nicht nachgewiesen werden. Hierzu wäre ein Schlämmen oder Sieben des Fundgutes nötig gewesen.

Glasierte, oxidierend (mit Luftzufuhr) gebrannte Scherben, darunter ein grün glasiertes Öllämpchen und mehrere Salbentöpfchen, auch Ofenkacheln und Gesimsteile von mehreren Kachelöfen mit floralem und geometrischem Dekor aus dem späten Mittelalter bzw. der Frühneuzeit mit unterschiedlichen grünen Glasuren vermitteln uns die besonderen Ansprüche der Schlossbewohner. Bruchstücke einer graphitierten Tellerkachel belegen die Existenz eines weiteren Ofens, ebenso eine grün glasierte Bildkachel mit einer figürlichen Darstellung.

In vergleichbar geringerem Umfang liegt Fundgut mit gelben, braunen und gesprenkelten Glasuren aus der Frühneuzeit vor. Es handelt sich um Teller, Töpfe, Krüge und Schälchen. Fragmente eines grünen Schälchens sind mit Rollstempeldekor verziert. Eine hellbraun glasierte Scherbe mit weißer Malhornverzierung datiert in die jüngste Schlosszeit.

Teile eines kobaltblau glasierten Tellers konnten im Hangbereich unterhalb der Kapelle, zusammen mit einer blauen, flachen, Glasperle entdeckt werden. Der flache, neuzeitliche Teller weist einen dezenten Goldrand auf und ist im gesamten Fundgut ein Unikat. Scherben eines weiteren Tellers mit olivgrüner Glasierung wurden ebenfalls bei Aufräumarbeiten am Hang geborgen.

Mehrere Gefäße dürften nach der typischen Machart aus dem Kröning östlich von Landshut stammen, während der Rest einer örtlichen Produktion zuzurechnen ist.

Zu den Keramikfunden zählen auch so genannte Hohlziegel, die als Mönch und Nonne bezeichnet werden. Diese Ziegelart prägte die damalige Dachlandschaft der Gebäude des Adels und einer gut situierten Bürgerschaft. Sie eignete sich besonders für steile Dächer mit einer Neigung von 40 – 45 Grad. Ein Gemälde des Schlosses zeigt entsprechende Dächer, Giebel und Erker. Im 15./16. Jahrhundert sind diese Hohlziegel von den Flachziegeln verdrängt worden. Vereinzelt finden sie heute noch als Dachreiter Verwendung.

Grau und rot bemalte Kalkmörtelverputzteile sowie Gesimsbruchstücke aus dem Innenbereich überliefern eine kleine Facette der räumlichen Ausstattung der herzoglichen Feste.

Gegenstände aus organischem Material wie Holz, Leder, Stoff, Wolle oder dergleichen konnten nicht entdeckt werden. Sie sind wohl ein Raub der Flammen geworden.

Eine Bleiplombe, zwei konische Spinnwirtel, eine größere Anzahl von sehr fragilen und oxidierten Butzenscheibenteilen, Flachglas, Glas, das in zarten Blau- und Grüntönen leuchtet, sowie ein differenziertes Hohlglassortiment sind Belege eines herrschaftlich geführten Wohnsitzes mit gehobenem Lebensstandart und einem regen gesellschaftlichen Leben.

Die Ausgestaltung der Schlossräume mit bemalten Wänden sowie die Einrichtung mit wärmespendenden Kachelöfen dürften einem wohlhabenden Landadel oder guten Beziehungen zum herzoglichen Hof zuzuschreiben sein.

Vermutlich ist der Pantaleonsberg wegen seiner exponierten und übersichtlichen Lage schon in der Jungsteinzeit aufgesucht worden. Funde von typischen Werkzeugen und Gerätschaften sind bis heute noch nicht bekannt.

Um weitere archäologische Strukturen erfassen zu können, sollte man jede sich bietende Gelegenheit für Forschungen im Untergrund des Gebäudes und im Außenbereich der Anlage wahrnehmen.

Die archäologischen Untersuchungen brachten viele aussagekräftige Fundstücke zutage und zeigen, welche Bedeutung selbst einer kleinen Grabung zukommen kann.

Einen besonderen Dank und ein großes Lob verdienen die Ausgräber vor Ort, die mit wahren Argusaugen jedes noch so kleine Fundstück entdeckt und geborgen haben. Dies gilt insbeson-dere bei den Arbeiten in der Kapelle, beim Absenken des Fußbodens und dem Sondageschnitt im Pantaleonsgebäude.

Die Schloßkapelle

Erstmalig erfahren wir anläßlich der Neubefestigung der Burg aus einer Urkunde der niederbayerischen Herzöge Heinrich, Otto und Heinrich zu Burghausen am Maria Geburtstag (8.9.) 1329 von einer Schloßkapelle in Kranzberg. In dieser Urkunde heißt es: „daß Friedrich von Achdorf, unser Burggraf von Cransperg und andere unsere Burggrafen, die vor ihm da gewesen sind, uns oft und dick (nachdrücklich) fürgetragen und geklagt haben den großen Gebresten, den sie haben auf dem Berg zu Cransperg davon, daß von alten Dingen (vor alten Zeiten) ein Begräbnis da gewesen ist. So sein wir mit unserm lieben Herrn Conrad, dem ehrsamen Bischofe von Freising übereingekommen, daß wir einen ewigen Kaplan gestiftet und gemacht haben auf unser vorgenannten Veste Cransperg also, daß er alle Tage eine Meß darauf halten soll. Und daß er desto baß (lieber) bleiben möge, haben wir ihm geschafft 8 Pfd. Münchener Pfennige von den 20 Pfd., die wir haben jährlich aus unserer Vogtei von dem Gotteshaus Indersdorf, die der Angelberger von uns innegehabt und die uns nun sind ledig geworden.“

Schon zwei Jahre später besserte Herzog Heinrich der Ältere diese Meßstiftung auf, es heißt: „daß ein Pfarrer zu Cransperg desto baß on Abgang einen Priester möge gehalten in der Capelle der Burg zu Cransperg mit 2/3 Kleinzehent in dieser Pfarrei auf, die anvor einem Burgvogt daselbst gehörten.“ Im Jahre 1374 verkaufte „Arnold von Kühnhausen seinen Kollhof daselbst an das freisingische Domkapitel mit 2 Pfd. Regensburger Pfennigen, die wir versessen haben (schuldig blieben) der Kapelle zu Cransperg”.

Diese Burgkapelle war dem heiligen Pantaleon geweiht, dessen Verehrung mit der des hl. Quirin (unserem Pfarrpatron) in einem gewissen Zusammenhang steht.

Die Wiedererrichtung der Pantaleonskapelle 1660

Bei der totalen Zerstörung des Schlosses durch die Schwedischen Reiter 1632 ist auch die Pantaleonskapelle ein Raub der Flammen geworden. Nachdem man die Steine 1660 nach München transportiert hatte, wurde noch im selben Jahr wieder eine Kapelle errichtet, die Bischof Johann Franz Eckher erst am 17. Mai 1709 weihte. Das Aussehen dieser Kapelle wird uns im Stich von Michael Wening 1701 aufgezeigt. Um 1691 berichten verschiedene Schreiben an den damaligen  Pflegsverwalter Joseph Moser, daß das „Kuppl Thürml“ repariert  werden müßte.  Eigentümer dieser Kapelle war der bayerische Staat, vertreten durch den Kranzberger Pfleger. Warum bereits 30 Jahre  nach der Erbauung (1660) große Schäden auftraten, läßt sich aus den vorliegenden Unterlagen nicht entnehmen. Vielleicht hat man so kurz nach dem 30jährigen Krieg mit schlechtem Baumaterial gearbeitet.  Das liebe Geld wird allemal gefehlt haben.  Bevor es zu Reparaturarbeiten kommt, wurden mehrere Kostenvoranschläge erstellt. In einem dieser Kostenvoranschläge erfahren wir mehr über die Ausmaße der Kapelle. Sie ist viereckig und hat 24 Schuh Seitenlänge, das sind 6,88 m bis 7,00 m. Weiter wird berichtet, daß von der oberen Höhe die baufällig ist, 18 Schuh hoch, d. s. 5,16 m, abgebrochen werden müßten. Nach Vorgabe des Maurermeisters sollen 6 Schuh hoch, d. s. 1,72 m, 2 ½ Stein der Proportion- und des Dachstuhls halber gemauert werden. Dazu benötigt man 375 Steine m/6 sowie zur Beywölbung (für das Gewölbe)1500 Steine. Offensichtlich ist auch das Gewölbe der Kapelle im schlechten Zustand oder vielleicht gar schon eingefallen. Für diese Steine sind 10 Gulden veranschlagt. Des weiteren wird benötigt:

24 Fässer Kalk zu je 1 Gulden 12 Kreuzer, macht zusammen 28 Gulden 48 Kreuzer. 3 Fenstergitter  mit Schlaudern, Bänder und 4 EL Eisen kosten 28 Gulden. Mehrere Gerüstböcke und gemeine Bretter (Gerüstläden) 6 Gulden.  2 Packl Nägel kosten 4 Gulden. Der Maurermeister begehrt für seine Arbeit 45 Gulden. Für die Handlanger, Sandwerfer und Steintrager sind 12 Gulden veranschlagt. Die Daschen des Daches kosten 35 Gulden. Der Zimmermeister begehrt für 30 Gerüsthölzer am Dachstuhl, dazu dem Überreiter sein Stammgeld, zusammen 1 Gulden 30 Kreuzer. Für 200 Latten sind 10 Gulden und für Nägl noch einmal 6 Gulden zu berappen. Das Aufstellen und Zumachen des Dachstuhls kostet 22 Gulden und ein weißblechenes Fähnlein darauf 3 Gulden. Alles zusammen ergibt die Summe von 211 Gulden 18 Kreuzer.

Der Handwerksmeister schreibt am Schluß seiner Aufstellung, daß das Gewölbe ganz verworfen und ruiniert ist. Einen Kostenvoranschlag könne er darüber nicht machen, vorsichtshalber möchte er die hohe Herrschaft jedoch davon in Kenntnis setzen.

Abbruch der Kapelle 1807

Jedoch schon gut hundert Jahre später 1807 wird auf jahrelanges Drängen des Bayerischen Staates die Kapelle abgerissen und nicht wieder aufgebaut. Die Ziegelsteine fanden beim Bau des ersten Schulhauses Verwendung.

Von der ehemaligen Kapelle besitzt die Pfarrei Kranzberg eine Reliquie des hl. Pantaleon als einziges Überbleibsel.

Ein nicht datiertes Schreiben vom Kgl. Landgericht Freising ist mit folgendem Inhalt  zu zitieren: „Die Kranzberger sind einmal schon zu sehr daran gewöhnt keinen Landgerichtl. Beschluß die geziemende Achtung zu erweisen oder nachzukommen und so zwar also nichts anders zu erwarten als daß selbe auf dem Auftrag vom 1 ten gbl. nicht vollziehen würden, nach welchem sie mit Abbrechung der Pantaleonskapelle binnen 2 Tagen anfangen sollten. Da ihnen eine 2-jährige Nachfrist nicht lang genug war muß ihnen natürlich eine Frist von 2 Tagen zu kurz seyn und ohne Zwangsmittel wird man von den Kranzbergern Pflicht und Billigkeit umsonst erwarten.“

Anscheinend hat sich bezüglich des Abbruchs nichts getan denn es folgt ein weiteres Schreiben am 12. Juli 1805 an den Pfarrer mit dem Inhalt daß „die auf dem ehemaligen Schloßberg zu Kranzberg stehende St. Pantaleonskapelle  sowohl durch Alter als schlechte Unterhaltung ganz baufällig und zwecklos geworden, so soll selbige (mit Tinte darüber) fördersamst von der Gemeinde zu Kranzberg abgebrochen und das Material zu dem dafür …..Gotteshause oder Schulhause nach Befinden des Pfarrers daselbst verwendet werden. …“

Auch dieser Aufforderung kommen die Kranzberger nicht nach und so kommt dann vom kgl. bayerischen Landgericht 1807 die letzte Aufforderung mit folgenden Sätzen: „….(es) Wird der Kammerer und Pfarrer zu Kranzberg in Kenntniß gesetzt, daß man der dortigen Dorfgemeinde den Auftrag ertheilt habe, mit Abbrechung der Pantaleons Kapelle in Zeit 3 Tagen anzufangen, widrigenfalls solche auf Kosten der Gemeinde würde abgebrochen werden. Sollte nicht Folge geleistet werden, so gewärtiget man eine Anzeige hierüber. Freising den 1sten September 1807“

Diese Aufforderung hat wohl die Kranzberger überzeugt und sie haben die Kapelle nach 147 Jahren abgerissen.

Wiedererrichtung der Pantaleonskapelle 2007

Nach diversen Vorbesprechungen mit dem Pfarrgemeinderat, der Kirchenverwaltung und dem Gemeinderat wurde am 6. Mai 1999 die Fördergemeinschaft Pantaleonskapelle mit dem Ziel gegründet, den als Holzlege bezeichneten quatratischen Bau auf dem Pantaleonsberg als Kapelle umzubauen. Architekt Manfred Dörner aus Kranzberg wurde mit der Planung beauftragt und nach eingehender Diskussion in der Fördergemeinschaft und im Gemeinderat die architektonische Gestaltung nach der Vorgänger – Kapelle beschlossen. Die erste Baumaßnahme war die Erneuerung des Daches. Dem folgte der Turmbau von Hans Wildgruber, den Anton Märkl mit Kupferblech belegte. Die Mauerarbeiten führte Herbert Kieslinger aus, der einen größeren Setzungsriß über der Tür an der Vorderseite durch 2 durchgehende Spannanker sicherte. Vor Einbringung des Fußbodenbetons wurden ca. 20 bis 30 cm Erdreich durchgesiebt und nach archäologischen Funden durchsucht. Eine Menge bronzezeitlicher und mittelalterlicher Keramikscherben sowie Knochen von Menschen und Tieren wurden geborgen.

Die acht Fenster der Kapelle sollten mit Motiven der Geschichte Kranzbergs ausgestattet werden. Nach einem längeren Diskussionsprozess in der Fördergemeinschaft einigte man sich auf folgende Motive, die Hans-Georg Pfeifle anfertigte:

  • Der Stiftungsbrief von 1329, in dem die erste Erwähnung der Kapelle im Schloßareal Erwähnung findet.
  • Das Wappen der Familie Eresinger (auch Irsinger oder Aresinger genannt) die über mehrere Generationen in Kranzberg und Umgebung über Besitztum verfügten und um 1412 auf dem Kranzberger Richterstuhl saßen.
  • Das auch heute noch existierende Gerichtsgebäude aus dem 16. Jh., allgemein heute als Fischerwirt bekannt.
  • Der Schloßbrand von 1632, am Auffahrtstag diesen Jahres haben 50 Schwedische Reiter das Kranzberger Schloß in Brand gesteckt und damit total vernichtet.
  • Die Pestsäule, errichtet 1934 an der Hohenbacherner Straße, erinnert an die Pest von 1634, der 177 Kranzberger Bürgerinnen und Bürger zum Opfer fielen.
  • Die 1660 errichtete Pantaleonskapelle, die nach heftigem Druck des Bayerischen Staates 1807 abgebrochen werden mußte.
  • Das Kriegerkreuz, als Zeichen von Krieg und Zerstörung in den vergangenen Jahrhunderten.
  • Das Gemeindewappen, mit dem Kranich aus dem Eresinger Wappen 1953 entwickelt und seither das offizielle Emblem der Gemeinde.

Zur weiteren Ausschmückung und Ausstattung wurde eine etwa 60 – 70 cm große Figurengruppe beschafft, bestehend aus dem hl. Pantaleon, dargestellt in der Märtyrerposition, der hl. Elisabeth, (von Thüringen 1207 – 1231) die allgemein als große Wohltäterin bekannt ist und der naturbelassenen Holzplastik des ehemaligen Kranzberger Vesperbildes, dessen Original seit ca. hundert Jahren im Bayerischen Nationalmuseum in München steht. Der ebenfalls von Bildhauermeister Karl Demetz aus Südtirol 2006 angefertigte Korpus für das Kreuz komplettiert die Figurengruppe. Altar und die Hocker sind von der Schreinerei Franz Dorsch gefertigt, die Kapellentür von Hörl. Sämtliche Arbeiten an der Kapelle sind durch freiwillige Helfer in vielen Arbeitsstunden getätigt worden.

Neues Gemeindearchiv auf dem Pantaleonsberg

mit Museum der Bronzezeit

Mit dem Ausbau des Speichers über dem Saalgebäude auf dem Pantaleonsberg entsteht ein großes Gemeindearchiv. Wer hätte geglaubt, daß der Archivraum im Speicher des Kranichberg Kindergarten schon nach einigen Jahren zu klein wird. Im März 1999 begann man diesen Raum einzurichten und im Juli 2000 wurde er mit einer großen Ausstellung über die Kranzberger Kirchengeschichte und über die Ausgrabungsergebnisse von Bernstorf eröffnet. Bei größerem Besucherandrang waren wir gezwungen, den Turnraum des Kindergartens mit einzubeziehen, um eine größere Ausstellungsfläche zu haben.

Mit dem Sammeln alter Bilder und Dokumente ab 1984 ahnte niemand, welche Dimensionen das Erforschen der Kranzberger Geschichte einmal nehmen wird.

Durch die Gebietsreform 1972 und mit der Zusammenlegung der Gemeinden Gremertshausen, Hohenbercha, Thalhausen und Kranzberg hat sich der Bestand an alten Akten wesentlich vergrößert. Dadurch konnten die letzten 150 Jahre aus dem Bereich der Gemeindeverwaltung archiviert und für die ehemaligen Gemeinden Gremertshausen, Thalhausen sowie für die Ortschaften Kühnhausen, Schönbichl und Dorfacker Ortschroniken erstellt werden.

Die Geschichtsbeiträge über die Gerichtsbarkeit Kranzbergs von J. B. Prechtl, veröffentlicht im Sammelblatt des Historischen Vereins Freising 1894, wurden von den Lehrern der Volksschule an die Kinder stets weiter gegeben, dennoch dauerte es noch einmal gut 100 Jahre bis weitergehende Erkenntnisse vorlagen. Die Vor – und Frühgeschichte war unzureichend erforscht und das Bekannte meist in die Römerzeit datiert. So auch die „Bernstorfer Schanze“, die allgemein als Römerschanze bezeichnet wurde. Die Interpretationen durch den archäologischen Pionier Joseph Wenzel aus Freising wurden wenig beachtet oder schlichtweg nicht verstanden. Mit der jahrelangen Grabung und den zahlreichen Funden in Bernstorf und auf dem Pantaleonsberg hat sich die Situation grundlegend geändert. War man bisher auf schriftliche Dokumente fixiert, stehen nunmehr ausgegrabene Pretiosen zur Verfügung. Welches Gemeindearchiv/Museum beherbergt ein Kronendiadem mit dem dazugehörigen Schmuck aus der Bronzezeit? Die Geschichte unserer engeren Heimat muß wesentlich ergänzt werden.